So viele Erlebnisse und Eindrücke machen es nicht leicht, alles zusammenzufassen. Ich bin wieder gesund in Italien gelandet und versuche nun, für mich und meine Freunde eine kleine Schilderung in Kapiteln zu ordnen.
Am Viktoriasee
Reise: Beim Hinflug verlief alles gut. Ich bin über Paris und Nairobi in Kisumu gelandet und wurde per VW-Bus des Kinderheims ins Waisenhaus gebracht. Die Strassen sind in einem prekären Zustand, alles voller Schlaglöcher, und es schüttelt und holpert mich schön durch.....
Zum Waisenhaus: Es wird momentan an einem Neubau gearbeitet, dort sollen die Mädchen bald schlafen können. Die Wellblechbaracke dient dann weiter als Spielzimmer. Es gibt ein Gästehaus mit einem Einzelzimmer für mich, die anderen Gästezimmer werden momentan als Lager für Lebensmittel und als Krankenzimmer benützt.
Kinder: Momentan werden 18 Vollwaisen im Alter von 4 bis 13 Jahren betreut, alles Mädchen. Sie gehen zur Schule und sollen später einen Beruf lernen können.
Hygiene: Für Trinkwasser wird Regenwasser abgekocht, für Wäsche und Körperreinigung etc. wird gesammeltes Wasser aus der Regentonne gebraucht.
Solarkocher
Energie und Küche: In und vor einem kleinen Steinhaus wird auf offenem Feuer gekocht, Geschirr wird mit Regenwasser gewaschen und auf einem Holzgestell getrocknet.
Es gibt Sonnenkollektoren und einen Generator, der aber meist nur 2 Stunden abends eingeschaltet wird; dann können wir evt. unsere Handys aufladen, PC benützen ect. Aber der Generator fällt oft aus; dann heisst es kochen bei Kerzenlicht......und Taschenlampen.
Mahlzeiten: Die Kinder bekommen eine Art Milchtee und Brot zum Frühstück, 1x pro Woche Fleisch, meist Hühnchen, einmal Fisch. Sonst gibt es meist Getreide, Mais, Reis und Bohnen. Gegen 17 Uhr gibt es eine Art sehr nahrhaften Porridge, und zum Abendessen oft bei Kerzenlicht wieder Getreidebrei und Bohnen oder eine Art Linsen.
Wetter: Es ist Regenzeit, also gibt es täglich einige heftige Gewitterregen. Alles wird überschwemmt, die Strassen sind Bäche, dementsprechend ist die Vegetation grün und üppig.
Meine Patentochter: Sie ist ein 13 jähriges scheues Mädchen ,aber in der Zeit meines Aufenthaltes öffnet sie sich und erzählt auch von der Mutter, die vor 5 Jahren gestorben ist. Von ihr habe sie auch gelernt, mit der gekauften Nähmaschine umzugehen. Esther will später die Schule für Krankenschwestern besuchen. Sie wird bestimmt eine freundliche „nurse“ werden, einfühlsam und geduldig.
Esther links im Bild
Mary: Ein besonders trauriges Schicksal hat das jetzt 4 jährige Mädchen schon hinter sich.,Sie wurde vor mehr als einem Jahr in halbverhungertem Zustand und mit einer verkrüppelten Hand (Verbrennungen?) aufgefunden, ins Heim gebracht und aufgepäppelt. Jetzt, nach einem Aufenthalt bei Verwandten kam das Mädchen mit einer grossen Wunde am Kopf zurück. Im Spital wurde die schmutzige Kruste entfernt, alles rasiert, gesäubert und verbunden. Dabei weinte Mary und hielt sich an meinen Händen fest. Am nächsten Tag sass sie dann vor meinem Zimmer und wartete darauf, dass ich den Verband wechselte, so war es nämlich im Spital abgemacht worden. Es ist eine guteingerichtete Krankenstation mit gespendetem Verbandsmaterial und Salben vorhanden. Ich konnte so das Riesenpflaster entfernen und einen kleinen Verband anbringen, was ohne Probleme ging, denn Mary ist ein tapferes kleines Mädchen. Später malte sie mit den mitgebrachten Farbstiften ein paar Kritzeleien. Ihre Hand soll nächstens operiert werden, und dafür suche ich jetzt noch Sponsoren. Ich finde, sie hat eine bessere Zukunft verdient.