Auch die Turmfalken in Muttenz sind wieder da und wir können, wie schon seit einigen Jahren, in ihre Kinderstube schauen und die Entwicklung verfolgen. Hier ist Bianca und wartet auf auf ihren Turmfalkenmann Bernhard (Börni). Man kann die beiden gut unterscheiden: das Weibchen ist braun/beige, das Männchen erkennt man an seinem grauen Kopf und den grauen Schwanzfedern. Turmfalken bleiben ein Leben lang zusammen.
Die beiden geben sich richtig Mühe, damit auch dieses Jahr die Kinderstube voll wird
Heute sah ich, wie sich Bianca in der hinteren Ecke des Nestes eine Kuhle scharrte, sich hineinhockte und zu drücken schien. Fasziniert blieb ich vor dem Bildschirm sitzen.
Und tatsächlich: um 18:05 legte sie das erste Ei dieser Saison. Und was für ein grosses!!!
Jetzt wird Bianca ca. alle 2 Tage wieder ein Ei legen. Je nach Futterangebot in der Gegend (Ratten, Mäuse, Eidechsen, auch mal ein junger Vogel) legen Turmfalken 3-6 Eier. Nach 27 bis 29 Tagen Brutzeit werden die Jungen schlüpfen. Dann wird es erst richtig spannend, zuzuschauen, wie sie gefüttert werden. Es ist kaum zu glauben, dass diese hilflosen, kleinen Federknäuelchen nach drei Wochen schon das Gewicht ihrer Eltern haben und nach ca.35 Tagen flügge sind.
Bianca hat inzwischen 5 Eier gelegt und hält sie schön warm. Bernie ist derweil auf der Jagd und bringt ihr feine Häppchen ins Nest: Eidechsen, Mäuse oder auch mal einen Vogel. Sie sind inzwischen ein gut eingspieltes Team. Wenn er ihr eine Beute bringt, setzt er sich schön brav auf die Eier, damit Bianca auch mal wegfliegen und in Ruhe ihre Mahlzeit verzehren kann.
Es war gerade fliegender Wechsel und Bernie brütet hier.
Eine langweilige Zeit, fast einen Monat lang auf den Eiern sitzen zu müssen ---- aber eigentlich ist diese Zeit auch gut: so können sie Kräfte sammeln für die stressige Zeit danach, in der sie fünf ewig hungrige Junge satt kriegen müssen!
Wenn ihr seit meinem letzten Bericht mal bei den Turmfalken reingeschaut habt, fandet ihr ein leeres Nest vor und fragtet euch vielleicht, was denn da los sei. Nun, es hat sich ganz Dramatisches abgespielt: Bianca sass wie gewohnt immer sehr gewissenhaft auf ihren 5 Eiern --- und dann passierte es, dass Bernhard, der ihr sonst stets Futter brachte, 3 Tage lang ausblieb. Das verhiess nichts Gutes. Es muss angenommen werden, dass er ums Leben kam.
Und Bianca??? Sie wurde immer hungriger und schwächer, bis sie sich entschloss, halt notgedrungen selber auf die Jagd zu gehen --- und das bei tagelangem Regen und Kälte. Die Eier blieben immer wieder unbebrütet, so dass man annehmen musste, dass sie nicht die nötige Temperatur haben, um die jungen Turmfalken schlüpfen zu lassen.
Da passierte wiederum Erstaunliches: ein neues Männchen tauchte auf und zeigte sichtliches Interesse an Bianca. Damit nicht genug: auch ein weiteres Weibchen wurde ab und zu beim Nistkasten gesehen. Wie würde sich die Situation entwickeln?
Das neue Männchen zeigte zwar Interesse an Bianca, sie kamen auch bald einmal zur Sache ---- aber Futter brachte er keines, und die Eier wurden nicht mehr regelmässig bebrütet. Also beschlossen die Betreuer der Turmfalken, die 5 Eier zu entfernen, um dem "neuen" Pärchen die Gelgegenheit zu bieten, eine neue Brut vorzubereiten.
Solange das Wetter so garstig blieb, war wenig Hoffnung, dass die Turmfalken nochmals mit einem Gelege anfangen würden, denn das hängt sehr mit dem Nahrungsangebot in der Gegend zusammen. Und bei so kaltem und nassen Wetter war das alles andere als optimal.
Aber heute Morgen hat Bianca tatsächlich wieder ein Ei gelegt und angefangen zu brüten, und ihr "neuer" Bernie schleppt ihr Futter an. Die Witterungsverhältnisse sehen in nächster Zeit vielversprechend aus, so dass wir hoffen dürfen, dass es diesmal mit dem Brutgeschäft und der Aufzucht der jungen Turmfalken klappen wird.
Während dieser 2 letzen Monate hat das neue Paar ein Gelege von 4 Eiern erfolgreich bebrütet. Die Jungen gediehen dank der reichlichen Nahrung (Eidechsen, Mäuse, Ratten, Vögel) prächtig.
Sie haben ihr flaumiges Jungvogelkleid abgelegt und haben jetzt ihre definitiven Falkenfedern und die Grösse ihrer Eltern.
Schon seit einiger Zeit ist viel Betrieb im Turmfalkennest, denn die Flügel müssen doch ausprobiert werden. Sie flattern herum und rennen von einer Ecke in die andere.
Seit ein paar Tagen sitzen sie sogar auf die Brüstung und schauen interessiert, was da jenseits, über und unter ihrem Nistkasten noch so alles zu entdecken wäre.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Jungvögel vollends ihr Nest verlassen und von den Eltern lernen, wie man seine Nahrung selber jagt.
Auf ihrem noch abenteuerlichen Weg bis hin zum erfolgreichen Jäger wünsche ich den jungen Falken alles Gute; sie sind mir richtig ans Herz gewachsen