Wie schon seit einigen Jahren beobachte ich die Geschehnisse im Turmfalkennest in Muttenz mit der dort installierten Live-Kamera. Dieses Jahr ist es eine ganz besondere Geschichte:
Bianca und Börni haben sich Ende April wieder bei "ihrem" Nistkasten 20m über Boden eingefunden um wiederum eine neue Generation Turmfalken grosszuziehen. Zuerst ging alles programmgemäss, Bianca hat nach und nach 6 Eier gelegt und mit brüten angefangen. Börni, ein guter Jäger, brachte ihr regelmässig Eidechsen, Mäuse und Vögel ins Nest und löste seine Partnerin auch ab und zu ab, damit sich Bianca wieder einmal die Flügel durchlüften konnte. Geduld war angesagt: 30 Tage lang haben sie das Gelege schön warmgehalten, bis die Jungen schlüpften. Eines der Eier war offenbar nicht befruchtet, so dass also schliesslich 5 kleine, hilflose, flaumige Vögelchen zu füttern waren, noch immer warmgehalten (gehudert, wie es in der Fachsprache heisst) von der fürsorglichen Mutter Bianca.
Nach wenigen Tagen nahm alles eine dramatische Wende: Börni kam nicht mehr mit Futter angeflogen, Bianca und die Jungen hatten Hunger. Bianca konnte nicht weg um selber zu jagen, da die Jungen noch ihre Wärme und ihren Schutz brauchten und es wirklich zwei Eltern braucht, um eine so hungrige Schar zu ernähren. Banges Warten.......Ein ganzer Tag verging, dann ein zweiter, Bianca war sehr unruhig und hielt immer wieder nach Börni Ausschau.
Da die Falkenmännchen als sehr fürsorglich und treu gelten (die Paare bleiben ein Leben lang zusammen) musste man annehmen, dass Börni etwas zugestossen war. Und jetzt? Wie weiter?
Die Betreuer des Nistkastens nahmen mit der Vogelwarte Sempach Kontakt auf und wurden an die Storchenstation Möhlin weitergewiesen. Eine Betreuerin dieser Station mit grosser Erfahrung hat daraufhin die Winzlinge abgeholt um sie von Hand aufzupäppeln.
Die 5 winzigen Küken (3 Männchen und 2 Weibchen) haben sich während dieser 7 Wochen zu schönen, kräftigen jungen Turmfalken entwickelt, haben fliegen und jagen gelernt und wurden vorgestern in die Freiheit entlassen.
Ein interessantes Detail: Vögel, welche von Hand aufgezogen werden dürfen laut Bestimmung der Vogelwarte Sempach nicht beringt werden.
Hier könnt ihr die Geschichte ihrer Entwicklung in Bildern verfolgen, die ich aus dem "Tagebuch der Turmfalken" entnommen habe : Tagebuch der Turmfalken
15. Mai 2014: Börni und Bianca mit ihrem Gelege
24. Mai 2014: 5 Fälklein sind geschlüpft, ein Ei ist offenbar nicht befruchtet.
24. Mai 2014: Börni ist schon 2 Tage überfällig, Bianca und die Jungen haben Hunger :-(
26. Mai 2014: Die Storchen-und Vogelstation Möhlin hat zum Glück die jungen Fälklein abgeholt und ziehen sie nun von Hand auf.
29. Mai 2014: Regelmässig werden sie gefüttert und gewogen. Am Anfang wogen sie zwischen 20g und 40 g
Fressen und schlafen sind die Hauptbeschäftigungen
Ein neugieriges Kerlchen
Huuuunger !!!
10. Juni 2014: In dieser kurzen Zeit sind sie hübsche, aufgeweckte Jungvögel geworden und gedeihen prächtig
Die ersten Schwungfedern sind gewachsen und die Kleinen dürfen sogar ein wenig auf den Balkon an die Sonne
16. Juni 2014: Der Flaum verschwindet langsam
18. Juni 2014
23. Juni 2014 : Jetzt sind sie in die grosse Volière umgezogen damit sie fliegen lernen können
Auch das selbständig Fressen muss gelernt werden
Und natürlich das Erjagen der Beute.
28. Juni 2014.
19. Juli 2014: Die Türe in die Freiheit ist offen
Der grosse Schritt in die Freiheit
Laut Bestimmung der Vogelwarte Sempach dürfen Vögel, die von Hand aufgezogen werden nicht beringt werden.
Erst einmal ein Zwischenhalt auf dem Dachrand
Viel Glück auf eurem Flug in die grosse, weite Welt!